Die Beschreibung des menschlichen Erlebens

Der Mensch sieht, hört, riecht, schmeckt, tastet, empfindet körperlich, fühlt, denkt, will, spürt, bewegt die eigene Aufmerksamkeit durch den Raum, konzentriert oder weitet das eigene Bewusstsein und ist in jedem Augenblick.

Dieses sind die elf Bereiche des menschlichen Erlebens: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten, körperliches Empfinden, Fühlen, Denken, Wollen, Spüren, Reines Sein.

Jeder dieser Bereiche ist in nahezu jedem wachen Augenblick mit Inhalten des Erlebens gefüllt: Bilder im Sehen; Klänge, Geräusche, Stimmen im Hören; Gerüche und Geschmack im Riechen und Schmecken; Oberflächenbeschaffenheit, Druck, Temperatur im Tasten; innerer Druck, Spannung, Ziehen, Schmerz, Kribbeln, Pulsieren im körperlichen Empfinden; ein Gemisch aus Freude, Leid (tiefe Stimmung), Wut, Traurigkeit, Angst und Liebe im Fühlen; Worte, Bilder (und im vertieften Denken auch Sinneseindrücke) im Denken; Bewegung und innere Ausrichtung im Wollen; eine Vielzahl von Eindrücken im Spüren; die Eine unbeschreibliche Lebendigkeit des Lebens im Reinen Sein.

Jeder Mensch hat in jedem Augenblick unterschiedliche Inhalte im eigenen Erleben. Die Inhalte wandeln sich von Moment zu Moment. Wir alle jedoch haben dieselben elf Bereiche des Erlebens.

Dieses ist die erste allgemeine Theorie des menschlichen Erlebens. Es ist keine Theorie, denn sie ist für jede und jeden, der sein Bewusstsein weitet, erlebbar.

Es ist der erste Schlüssel zur Neuen Zeit. Es ist eine Lebenskunst, bewusst zu erleben: staunend, rein wahrnehmend, unschuldig, unvoreingenommen wie ein Kind. Ohne Wahrgenommenes sogleich gedanklich zu werten, zu gewichten, sich Gedanken über Ursachen und Wechselwirkungen zu machen. Die Kunst besteht darin, sich weniger mit den Inhalten des Erlebens zu beschäftigen, als einen Schritt zurückzutreten und Erleben als Ganzes zu betrachten und das Gesagte und Geschriebene wahr und wirklich in sich zu erleben.

1 Sehen

Es ist ein Unterschied, zu sehen oder sich dem Sehen zu widmen.

Halte einmal inne, atme tief ein und aus, lasse deinen Blick weit werden und werde dir des Lichtes bewusst, das um dich ist. Es kommt von der Sonne oder von Lichtquellen um dich herum. Das Licht reflektiert an den Gegenständen um dich und trifft in deine Augen ein.

Siehe einmal das Licht selbst, das in deine Augen eintrifft. Widme dich ganz dem bewussten Sehen. Wenn es dir gelingt, wirst du bemerken, wie dein Denken ehrfürchtig in Stille verweilt.

Sehen, das physische Sehen mit unseren physischen Augen, ist das Wahrnehmen des in unsere Augen eintreffenden Lichtes in all seinen, sich immer wieder ändernden Ausprägungen.

Mit intaktem Sehsinn ist Sehen in nahezu jedem Augenblick erlebbar.

2 Hören

Es ist ein Unterschied, zu hören oder sich dem Hören zu widmen.

Halte einmal inne, atme tief ein und aus und werde dir des Schalls bewusst, der um dich ist. Nahezu in jedem Augenblick sind wir von Schall umgeben, von den Schwingungen, die sich von Schallquellen aus durch die Luft verbreiten, dabei auch durch Wände gelangen und den Raum um dich herum füllen. Nimm einmal bewusst den Schall wahr, der dich in diesem Augenblick umgibt.

Wenn du dich allem Schall zugleich widmest und dabei in deiner Mitte verbleibst, kannst du bemerken, wie dein Denken mit dir lauschend in Stille verweilt.

Hören ist das Wahrnehmen des in die Ohren eintreffenden Schalls.

Mit intaktem Hörsinn ist Hören in nahezu jedem Augenblick erlebbar.

3 Riechen

Nahezu in jedem Augenblick sind in der Luft, die wir beim Einatmen durch die Nasenhöhle ziehen, Geruchsmoleküle enthalten, die unser Geruchssinn registriert.

Ziehe einmal langsam und bewusst die Luft hoch in deine Nasenhöhle und an ihr vorbei.

Stelle dir vor, du hättest einen viel feineren Geruchssinn. Bestimmt würdest du nun in der Luft, die du gerade einatmest, eine Vielzahl von Geruchsnuancen feststellen. Ahnst du in dieser Vorstellung etwas von den vielen Gerüchen, die in der Luft um dich herum liegen?

Wenn du dich ganz dem Riechen widmest, stellst du vielleicht fest, dass dein Denken, während du schnupperst, still ist.

Riechen ist das Registrieren von Geruchsmolekülen, die in unseren Nasenraum gelangen.

Je feiner der eigene Geruchssinn ist, desto mehr ist Riechen in nahezu jedem Augenblick erlebbar.

4 Schmecken

Nahezu alles, was wir in den Mund stecken, enthält Geschmacksmoleküle. Mit der Zunge und der Haut im Mundinnenraum registrieren wir unterschiedliche Geschmackseindrücke.

Grundlegende Geschmacksrichtungen sind: süß, sauer, bitter, salzig, herb, scharf.

Nimm beim nächsten Essen einmal bewusst ein Stück von deinem Teller in den Mund und erkunde schmeckend, welche der sechs Geschmacksrichtungen in diesem Bissen enthalten sind.

Stell dir vor, du hättest einen hoch entwickelten Geschmackssinn. Möglicherweise würdest du nun den Geschmack in deinem Mund beschreiben können, auch wenn gerade keine Nahrung in ihm ist.

Schmecken ist das Registrieren der in den Mundraum gelangten Geschmacksmoleküle.

Mit intaktem Geschmackssinn ist Schmecken zumindest dann erlebbar, wenn sich Nahrung in unserem Mundraum befindet.

5 Tasten

Die gesamte Oberfläche unserer Haut ist ein Sinnesorgan, mit dem wir Berührungen mit angrenzenden Körpern und auch mit bewegten Molekülen registrieren.

Schließe einmal die Augen und taste ganz bewusst einen Gegenstand in deinen Fingern. Nun nimmst du die Beschaffenheit seiner Oberfläche, sein Gewicht, seine Kontur und auch seine Temperatur wahr.

Wenn es dir gelingt, dich ganz den Tasten zu widmen, stellst du möglicherweise fest, dass dein Denken zum stillen Beobachter dieses Erlebens wird.

Tasten ist das Registrieren von Eindrücken mit der Haut.

Tasten ist in jedem Augenblick erlebbar. Es ist nicht möglich, den eigenen Tastsinn abzuschalten. Wohl aber kann der Mensch in Gedanken gefallen sein und die Eindrücke der Haut in seinem Bewusstsein ausblenden.

5-6 Zwischenschritt

Halte einmal inne, richte dich innerlich auf, atme tief ein und aus und nimm bewusst die Eindrücke deines Sehens, Hörens, Riechens, Schmeckens und Tastens gleichzeitig wahr.

Dieses wird dir nur aus deiner Mitte und aus der Stille deines Denkens heraus gelingen. Sobald du in diesem Wahrnehmen in die Räume deines Denkens gelangst, richtet sich deine Aufmerksamkeit auf einzelne Details innerhalb der Sinneseindrücke, das Denken beginnt diese zu beschreiben und nun treten alle anderen Sinneseindrücke in das unbewusste Wahrnehmen zurück.

Übe dich darin, in bewusster Gelassenheit alle Sinneseindrücke wach in dich einströmen zu lassen, um dieses Gewahrsein, diese innere Stille und Präsenz zu genießen.

6 Körperlich empfinden

Halte einmal inne, stehe oder sitze bequem, atme tief ein und aus und richte deine Aufmerksamkeit auf den Innenraum deines Körpers.

Welche Ausdrücke zeigt dein Körper in diesem Augenblick? An welcher Stelle genau zeigt dir der Körper in diesem Augenblick Ausdrücke?

Nimm dir Zeit im Wahrnehmen deiner Körperausdrücke, im Lauschen auf die Sprache deines Körpers, ohne dich dabei in dein Denken und damit auch in ein Urteilen ziehen zu lassen.

Die Sprache des Körpers ist: Hier ein Ziehen, dort ein Drücken, eine Reibung, Hitze, Spannung, ein Schmerz, Prickeln, Grummeln, Kribbeln und auch ein wohliges Pulsieren.

Atme tief ein und aus und nimm diese Eindrücke in dir wahr, ohne sie zu werten.

Der Körper ist das Tor zu unserer Seele. Nichts ist effektiver, um aus den Räumen des Denkens zu treten, um in ein bewusstes und vollständiges Erleben zu gelangen, als damit zu beginnen, im Raum des Körpers der Sprache deines Körperwesens zu lauschen.

Körperempfinden ist das Wahrnehmen der Eindrücke der innerkörperlichen Nerven.

In nahezu jedem Augenblick teilt sich der Körper in feinen und mitunter auch in groben Ausdrücken mit.

Körperempfinden ist in jedem Augenblick erlebbar, sobald es dir gelingt, wahrnehmend in den Raum deines Körpers zu gelangen.

7 Fühlen

Es hilft nichts, über das Fühlen zu sprechen und es in immer wieder neue Konzepte zu verwickeln.

Ein Schlüssel zur Neuen Zeit ist die Erlebbarkeit von dem, was andere uns sagen, was wir lesen und was das Denken in uns spricht.

Halte einmal inne, atme tief ein und aus, finde Ruhe in deinen Geist und fühle.

Mit dem Fühlen ist es wie mit dem Riechen, Schmecken und Tasten: In jedem Augenblick ist ein Gefühl in uns, ein Gemisch aus dem Grundgefühlen in immer wieder neuer Zusammensetzung.

Es gibt keinen Menschen auf Erden, der ohne Gefühl lebt. Es gibt jedoch derzeit in der westlichen Welt viele, die vor lauter Denken kaum noch ein Bewusstsein für ihr Fühlen haben.

Die eigene Stimmung ist ein Aspekt des eigenen Fühlens. Wenn du ehrlich zu dir bist, dann erlebst du in dir, wie deine Stimmung mal hoch, mal mittel und mitunter auch tief ist. Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der Tag für Tag und dauerhaft eine gleich hohe Stimmung hat. Nur Menschen, die sich ihres Fühlens nicht bewusst sind und die ihr Verhalten und Erscheinen in ein Kostüm gehüllt haben, behaupten dieses.

Unser Fühlen ist etwas zutiefst Menschliches und Natürliches. Jedes Aufkommen eines Gefühls hat einen tiefen Sinn und ist eine liebevolle Weisung unseres eigenen Selbst.

Die derzeitige Krankheit der Menschheit besteht darin, allein aus dem Denken heraus zu sprechen und zu handeln und unser eigenes Fühlen dabei zu unterdrücken.

Beginne damit, dein Fühlen aus den Urteilen des Denkens zu befreien, indem du dich darin übst, deinen Körper zu empfinden und aus dem Denken zu treten, sodass du die Gedanken in dir hörst und siehst, ohne ihnen sogleich zu folgen.

Richte dich innerlich auf, atme tief ein und aus und sei mit deiner Aufmerksamkeit im Raum deines Oberkörpers. Empfinde das Gefühl, das in diesem Augenblick dein Gemüt färbt. Gehe achtsam durch deine Tage und erlaube dir, Gefühle in dir befreit auftauchen zu lassen, ohne sie zugleich gedanklich einzuordnen. Atme entspannt und weich.

Das System hat alles getan, um uns das befreite Fühlen als gefährlich einzureden. In Wahrheit ist es nur für das System gefährlich, denn sobald wir Menschen wieder bewusst fühlen, spüren und körperlich empfinden, sind wir nicht mehr über das unterschwellige Denken kontrollierbar.

Die wahren sechs Grundgefühle sind: Angst, Wut, Freude, Leid (die tiefe Stimmung), Traurigkeit und Liebe. Wobei Liebe mehr ist als nur ein Gefühlsausdruck: Es ist die Öffnung unseres Herzens.

Fühlen ist die augenblickliche Färbung des eigenen Gemüts, ein Gemisch aus den Grundgefühlen in immer wieder neuer Gewichtung. Die Stimmung ist der Anteil von Freude beziehungsweise Leid im momentanen Gefühlsgemisch.

Fühlen ist erlebbar, sobald es dir gelingt, aus den Räumen des Denkens herauszutreten.

Fühlen und Denken stehen in uns wie Geschwister nebeneinander, gleich mächtig und gleich weise. Wir werden als Menschen wieder ganz, wenn wir Fühlen, Denken und Wollen in uns in Liebe verbinden.

8 Denken

Halte einmal inne, richte dich innerlich auf, atme tief ein und aus und richte deine Aufmerksamkeit auf dein Denken, auf das, was im Raum deines Verstandes geschieht.

Wenn Dein Wille, die Gedanken in dir zu hören, stark genug ist, dann kannst du nun so lange im Lauschen verweilen, bis die ersten Gedanken in dir auftauchen. Es sind zumeist Worte und Sätze in der dir nur allzu gut bekannten ‹tonlosen› Stimme. Mitunter tauchen auch innere Bilder und kurze bildliche Szenen im Denken auf.

Der größte Schritt aus der derzeitigen Krise ist, uns unseres Denkens bewusst zu werden und die Fähigkeit wiederzuerlangen, aus den Räumen des Denkens und damit aus der Illusion zu treten.

Denken ist nur ein Elftel unseres gesamten Erlebens und dennoch lassen wir uns derzeit nahezu allein von Gedanken leiten.

Atme tief ein und aus, schließe deine Augen und zähle innerlich langsam von eins bis neun. Höre nun auf zu zählen und lausche deinen Gedanken.

Möglicherweise wirst du nun einen Gedanken bewusst in dir hören.

Es ist möglich, die Gedanken bewusst in sich zu hören und zu sehen und auch Momente zu erleben, in denen die Gedanken still sind.

Die meisten Menschen der westlichen Welt sind derzeit derart von Gedanken überflutet, dass sie es kaum ertragen, die vielen Gedanken in sich bewusst zu sehen und zu hören.

Der Schritt in das wache und vollständige Bewusstsein benötigt eine stabile innere Ausrichtung auf ein Weiten des eigenen Bewusstseins und auch die Tatkraft, achtsam zu wählen, mit welcher Unterhaltung und welchen Informationen du deinen Geist Tag für Tag befüllst.

Denken ist das Hören, Sehen und Bilden von Worten, Sätzen, Bildern und im vertieften Denken auch Sinneseindrücken in unserem Verstand.

Denken ist in jedem Augenblick bewusst erlebbar, sobald es dir gelingt, aus den Räumen des Denkens herauszutreten, um so das Geschehen im Verstand zu betrachten.

Habe keine Angst vor deinen Gedanken! Vieles, was in deinem Denken auftaucht, stammt aus dem Gedächtnis, aus dem gedanklichen Kollektiv und sind gar nicht deine eigenen Aussagen.

Je mehr es uns gelingt, bewusst zu fühlen, zu spüren und unsere Körper zu empfinden, desto mehr werden wir die Qualität der Gedanken in uns unterscheiden können.

9 Wollen (der menschliche Wille)

Jeder von uns besitzt einen Willen und damit eine innere Ausrichtung, eine innere Bewegung, die unser Denken, Sprechen, Handeln und körperliche Bewegungen über einen Zeitraum hinweg lenkt.

Wollen ist ein eigener Bereich des inneren Erlebens, der idealerweise zusammen mit dem Fühlen und Denken ein Team bildet.

Wer einmalig einen Gedanken ausspricht, zum Beispiel: «Ich möchte eine größere Wohnung», hat durch diesen alleinigen Gedanken noch nicht unbedingt eine innere Ausrichtung zu einer räumlichen Veränderung in sich. Denn wenig später kann ein anderer Gedanke kommen, der mit der derzeitigen Wohnsituation zufrieden ist.

Wer den wahren Willen zu einer Veränderung in sich trägt, der bewegt sich fortan und über mitunter sehr viele Tage in diese Richtung, auch wenn die Gedanken und auch Gefühle dabei ganz unterschiedliche und möglicherweise auch zweifelnde Ansichten zeigen.

Wollen ist eine innere Ausrichtung, eine innere Bewegung, die so lange anhält, bis das Gewollte erreicht ist oder bis dieser Wille gebrochen ist.

Dein eigenes Wollen ist erlebbar, indem du die Bewegungen betrachtest, die du in den letzten Stunden, Tagen und Wochen wirklich und wahrhaftig vollzogen hast.

10 Spüren

Wir Menschen auf Erden sind in jedem Augenblick Körperwesen, Seelengeist und Selbst zugleich. Als Körperwesen verfügen wir über die fünf physischen Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Zugleich nehmen wir die Eindrücke der innerkörperlichen Nerven wahr, wir empfinden körperlich (siehe oben).

Als Seelengeist verfügen wir über weitere Sinne, die sogenannten ‹höheren Sinne›. Die deutsche Sprache hält ein Wort hierfür bereit, das vor allem Frauen über die dunklen Zeiten der Inquisition gerettet haben: ‹Spüren›.

Spüren ist kein Fühlen und auch kein Körperempfinden. Es ist ein Sammelausdruck für die höheren Sinne, im Englischen: ‹to sense›, was zeigt, dass es sich um Sinneswahrnehmungen handelt.

Je geübter du im Spüren wirst, desto mehr stellst du fest, das andere spürige Menschen in deiner Nähe die gleichen Eindrücke haben.

Wer bewusst spürt, nimmt die derzeitige Enge oder Weite des eigenen energetischen Wesens wahr, die Weite der Öffnung des eigenen Herzens, die Dichte oder Leichtigkeit des ihn umgebenden Raumes, eine Vielzahl von energetischen Eindrücken aus dem Raum des eigenen Körpers, die wahre Stimmung eines Mitmenschen, den derzeitigen Gefühlsausdruck eines Mitmenschen, die Stärke des Willens, den er oder sie auf dich richtet, die Enge oder Weite des energetischen Feldes eines Mitmenschen, die Offenheit des Herzens eines Mitmenschen, den Wahrheitsgehalt dessen, was er oder sie spricht, unausgesprochene Absichten hinter dem Gesprochenen, die seelische Verletztheit eines Mitmenschen, die Qualität von Gegenständen, energetischen Feldern und Phänomenen in der Natur, Kraftorte, Energieübertragungen zwischen Menschen, seelenhafte Präsenzen, große kollektive Geschehnisse, auch wenn sie in weiter Ferne stattfinden, und noch vieles mehr, je nach Feinheit und Offenheit der höheren Sinne.

Spüren ist das Wahrnehmen der Eindrücke der höheren Sinne.

Spüren ist erlebbar, indem du aus den Räumen des Denkens heraustrittst und dich den Eindrücken der feinen Sinne widmest.

Tausche dich in diesem Üben des Spürens mit feinsinnigen Mitmenschen aus, um zu prüfen, was du wahrhaft erlebst und was nur eine Illusion des Denkens ist.

11 Reines Sein

Betrachte noch einmal die Abbildung des menschlichen Erlebens mit seinen elf Bereichen.

Wenn du dich soweit geklärt hast, dass du wahrhaft und wirklich jeden der ersten zehn Bereiche in dir erlebst, ohne dabei einer Illusion zu unterliegen, dann mag dir die folgende Übung gelingen:

Ziehe dich an einen geschützten Ort zurück, an dem dich möglichst wenig Sinneseindrücke erreichen. Sitze bequem mit aufgerichteter Wirbelsäule. Atme tief ein und aus und richte dich innerlich auf.

Schließe nun die Augen und gehe nach und nach die ersten zehn Bereiche des menschlichen Erlebens durch. Nimm jeden Bereich mit seinen Eindrücken wahr und gehe gelassen innerlich weiter in die Ausdehnung deines Wesens in das eine Unveränderliche

Wenn du diese innere Weite, diesen inneren Raum wahrhaft findest, in dem keine Eindrücke der ersten zehn Bereichen dich noch erfassen, so erlebst du das tiefst-mögliche menschliche Erleben. Denn wir Menschen erleben immer, in jedem Augenblick. Erleben hört niemals auf.

Wenn du den inneren Raum deines Selbst erreichst, erlebst du das reine Sein, unendlich weit, voller Reinheit und Frieden, liebevoll und unveränderlich in der Zeit.

Das reine Sein ist das Erleben des Selbst in uns, das mit der eigenen Lebendigkeit, die alles Leben erst belebt, eng verwoben ist.

Das reine Sein ist für all diejenigen erlebbar, denen es gelingt, alles Erleben in den ersten zehn Bereichen in sich wach und bewusst anzunehmen, ohne sich von einem umfangen zu lassen.

12 Der Ort der Aufmerksamkeit

Neben den bisher genannten elf Bereichen des menschlichen Erlebens: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten, Körperempfinden, Fühlen, Denken, Spüren, Wollen und Reines Sein ist noch zwei Weiteres erlebbar:

Jeder Mensch ist vom Wesen her Aufmerksamkeit, die mal konzentriert an einem bestimmten Ort im Raum ist, mal konzentriert im Raum des eigenen Körpers ist (in der heutigen Zeit vor allem im Raum des Denkens) und mal weit aus der eigenen Mitte heraus ausgedehnt ist. Der Ort und die Weite der eigenen Aufmerksamkeit ist erlebbar.

Stehe einmal am Rand einer belebten Straße und nimm nun wahr, wie deine Aufmerksamkeit von Mensch zu Mensch und Objekt zu Objekt springt.

Übe dich nun darin, auch mitten im bewegten Geschehen deine Aufmerksamkeit zu dir selbst zurückzuholen.

Vielleicht gelingt es dir, auch inmitten von allerlei Sinneseindrücken so weit in deine innere Präsenz zu gelangen, dass du deine Aufmerksamkeit aus dir selbst heraus weit werden lassen kannst. Nun nimmst du all die Eindrücke in dir und um dich herum wahr, ohne von einem Geschehnis zum nächsten zu springen.

13 Das eigene Bewusstsein

Jede und jeder von uns besitzt ein eigenes Bewusstsein. Es ist die sich von Moment zu Moment wandelnde Weite des eigenen Wahrnehmens.

Mancher Mensch nimmt beim Spazierengehen die Einblicke um sich herum auf, hört das Rauschen der Bäume und das Zwitschern der Vögel, riecht den Duft der Tannen, tastet den Untergrund durch die Schuhsohlen hindurch, fühlt das eigene Gefühl, empfindet den eigenen Körper und spürt dabei.

Ein anderer ist zur gleichen Zeit am gleichen Ort so sehr in Gedanken versunken, dass er die Eindrücke der anderen Bereiche des eigenen Erlebens nicht bewusst wahrnimmt.

Wer sich im bewussten Erleben übt, der und dem gelingt das Erleben des eigenen Bewusstseins. Es ist möglich, in sich wahrzunehmen, wie weit das Bewusstsein über die Bereiche des eigenen Erlebens ausgedehnt ist. Es ist möglich, in anderen Augenblicken bewusst zu erleben, wie sehr die eigene Aufmerksamkeit auf einzelne Geschehnisse konzentriert ist.

Bewusstsein ist die Weite beziehungsweise Enge des momentanen eigenen Wahrnehmens.

Das Engen und Weiten des eigenen Bewusstseins hat einen liebevollen Grund: Nicht immer ist es heilsam und hilfreich, die vielen Eindrücke äußerlich, körperlich und innerlich zugleich bewusst wahrzunehmen.

14 Tun

Erleben ist nicht das ganze Leben. Es ist gewissermaßen nur der passive, der wahrnehmende Anteil des Lebens, wenn du Fühlen, Denken und Spüren auch als Wahrnehmen betrachtest.

Um unser Erleben in seiner Weite zu üben, ist es möglich, sich so weit in die eigene Beobachterrolle zurückzuziehen, das alles Fühlen, Denken, Spüren und alle Körperempfindungen einfach geschehen.

Der Mensch ist jedoch nicht nur Erleber, jede und jeder von uns ist zugleich auch Erschaffer. Tun ist kein Erleben, es ist mehr als das.

Es ist hilfreich, das eigene Erleben aus der Beobachterrolle heraus wahr und wirklich zu erforschen, um dann nach und nach zu realisieren, was du von all diesem Geschehnissen in den genannten Bereichen selbst erwirkst.

Erst, wenn du dein Körperempfinden, Fühlen, Denken und Spüren wirklich und wahrhaftig erlebst, ist es hilfreich, zu erforschen, woher die Gefühle kommen und woher die Gedanken kommen. Du wirst den Unterschied zwischen eigenem Fühlen und dem Spüren der Gefühle deiner Nächsten erleben. Du wirst in dir unterscheiden können, welche Gedanken aus dir selbst heraus stammen, welche deinem eigenen Gedächtnis und welche aus dem dich umgebenden kollektiven Gedankenfeld.

Je mehr du dein Leben in das Wahre und Wirkliche weitest, desto mehr gelingt es dir, dein eigenes Leben im Körper und im Innern zu gestalten. Je mehr Menschen ihr Erleben bewusst weiten und ihr eigenes Leben liebevoll gestalten, desto mehr gestalten wir gemeinsam die Welt.

Die Prüfung auf Vollständigkeit

Prüfe die Beschreibung, indem du in dir forschst: Was wäre noch übrig von deinem Erleben, wenn: Du jetzt nichts mehr sehen würdest. Du jetzt nichts mehr hören würdest. Du jetzt nichts mehr riechen und schmecken würdest. Du jetzt nichts mehr tasten würdest. Du jetzt keine (innerlichen) Körperempfindungen (Druck, Schmerz, Ziehen, Kribbeln, Pulsieren etc.) mehr hättest. Du jetzt nichts fühlen würdest. Wenn dein Denken jetzt still wäre. Wenn es keine innere Bewegung und Ausrichtung in dir gäbe. Wenn du jetzt nichts mehr spüren würdest … Was würdest du jetzt noch erleben?

Nachworte

Betrachte einmal unser Erleben als Ganzes … So wach könnten wir leben. Wir Menschen sind in der Lage, die Gedanken in uns zu hören und zu sehen. (Wenn wir aus den Räumen des Denkens treten und dem Denken lauschen.) Wir Menschen sind in der Lage, das Gefühl in uns in seinen Nuancen zu fühlen. Wir Menschen sind in der Lage, die Empfindungen des eigenen Körpers wahrzunehmen und damit seine Sprache zu hören. Wir Menschen sind in der Lage, die Eindrücke der Sinne wach wahrzunehmen.

Wir würden die Welt und unsere Leben klären, wenn wir bewusst leben und erleben würden. Vieles erschließt sich, wenn du beginnst, dein vor allem inneres Erleben zu erwecken. Wem dieses gelingt, findet nach und nach heraus, was die inneren Quellen von: ‹gut› und ‹schlecht›, ‹richtig› und ‹falsch›, ‹wahr› und ‹unwahr›, ‹stimmig› und ‹unstimmig› sowie ‹gut› und ‹böse› sind.

Wir würden uns selbst wieder bewusst werden, erkennen, wer wir Menschen als Ganzes sind. Wir würden spüren, welche Worte wahr sind, welche Absichten hinter einem Gesagten stehen und wen wir vor uns haben.

Wir würden den ureigenen Weg gehen und zugleich in Verbundenheit leben. Wir haben es schon einmal erlebt, vor langer Zeit. Einer Zeit, in der wir unserer menschlichen Natur näher waren als heute.

Erinnere dich im Alltag immer wieder einmal an obiges Bild des Erlebens und werde dir bewusst, wie weit dein eigenes Bewusstsein in diesem Augenblick ist.

Wenn du dich im Kopf konzentriert wiederfindest, atme tief ein und aus, seufze einmal und empfinde deinen Körper in all seinen Ausdrücken …

Denn der Körper ist das Tor zur Seele …

Zur Herkunft dieser Beschreibung

2002 hat mir das Leben in einer Eingebung die beschriebenen «Ströme des Erlebens» aufgezählt. Diese Sicht hat mir eine Tiefe und infolge Erfahrungen geschenkt, die ich ohne diese Worte nicht erlangt hätte. Vieles für mich heute Erlebbare war mir zuvor nicht zugänglich. Erst indem ich hörte, was erlebbar ist, konnte ich es in mir finden. Es ist keine Illusion. Ich habe es unbewusst auch schon zuvor erlebt, dessen bin ich mir sicher. All mein Forschen, Begegnungen und der Austausch mit vielen Mitforschenden zeigt mir, dass jeder und jede die genannten Ströme erlebt – nur die Inhalte des Erlebens sind von Moment zu Moment und Mensch zu Mensch einzigartig.

veröffentlicht am 3.4.2016, letzte Änderung am 11.1.2021

jahnna – Buch der Menschen

die weltweit erste Veröffentlichung der Wörter des Erlebens

Christoph Steinbach und Jaipur

412 Seiten, gebunden, mit 22 Zeichnungen des Verfassers

           zum Buch

erleben

erkennen

erinnern

erwachen

erschaffen

erhaben

erlöst

jahnna Strichmännchen AC, Tusche
jahnna Strichmännchen AC, Tusche
jahnna Strichmännchen AC, Tusche
jahnna Strichmännchen AC, Tusche